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Blocksatz im Internet

Den Blocksatz habe ich in jungen Jahren mit Messer zwischen den Zähnen verteidigt, was anderes kam mir nicht aufs Blatt.

Linksbündige Texte empfand ich als unästhetisch, und sie strahlten so etwas Unfertiges aus; als ob sie darauf warteten, noch den letzten Feinschliff zu erhalten. Eines Tages kam der Trend zum Linksbündigen auf; selbstverständlich habe ich mich dem zunächst verweigert. Inzwischen bin ich umgefallen.

Warum, was spricht eigentlich gegen dieses schöne Gestaltungsmittel?

Keine Trennungen im Internet

Für alles, was online publiziert wird, ist der Blocksatz bedingt tauglich, da in Internettexten keine Trennungen verwendet werden. Zwei Beispiele aus älteren kuhhaut-Artikeln (der Vorgänger dieser Website) demonstrieren es:

Löcher im Blocksatz-Text

Löcher im Blocksatz-Text

Hier Trennungen einzuarbeiten, erhöht den Aufwand beim Publizieren massiv. Oder mit dem Typolexikon gesprochen: „Ein qualitativ hochwertiger Blocksatz muss grundsätzlich immer händisch nachbearbeitet werden.“ Für den professionellen Online-Einsatz eignet sich das nicht. Berücksichtige auch die Spaltenbreite: Je schmaler der Text, desto Loch.

Lesbarkeit im Internet

Noch sind wir bei der Optik, jetzt geht es ans Eingemachte, denn der Blocksatz ist schlechter lesbar. Flattersatz (= alle Bündigen) bietet mit seinen unterschiedlichen Zeilenlängen mehr Abwechslung fürs Leserauge. In Bezug auf die visuelle Verarbeitung ist der Blocksatz also schlicht eintöniger.

Vielleicht ist das individuell verschieden, zumindest war es mir in Büchern noch nie negativ aufgefallen. Allerdings glaube ich, dass bei Internettexten etwas dran ist. Lesen am Monitor strengt im Vergleich zu Druck-Erzeugnissen ohnehin mehr an, und die Kombination aus den teilweise löchrigen Texten und der monotoneren Wirkung fürs Auge macht’s nicht besser.

Aus diesem Grund habe ich mich auch in diesem Blog für den Flattersatz entschieden.

Trennungen in WordPress

Erfreulicherweise lassen sich Trennungen in WordPress-Artikeln mithilfe eines Plugins realisieren: WP Typography, das ohnehin in jedes typographiebewusste Blog gehört. Wenn Dich das interessiert, findest Du im Artikel WordPress und Typographie: keine besten Freunde eine Anleitung und mehr Infos zu WP Typography.

Meine Meinung zum Blocksatz hat sich indes nicht geändert: Im Web bevorzuge ich linksbündige Texte. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Kommentar im Bild

Der Artikel ist ursprünglich auf keine kuhhaut erschienen. Es gab einen Kommentar dazu, den ich hier als Screenshot nachreiche.

Kommentar Carolin (Bücher)kram zum Artikel "Blocksatz im Internet"

Erstveröffentlichung am 26. August 2008 um 14:48 Uhr auf meiner alten Website „keine kuhhaut“. Für Dauleben überarbeitet und erweitert.