Richtig, Menschen lassen sich nicht in Schubladen pressen. Typologien können aber Orientierungshilfe leisten. Die Antwort auf die Frage, welche Blogger-Typen wie zu Dir passen, kann Dir Arbeit ersparen, verstellte Wege freimachen und Energie zurückbringen.
Ich stelle Dir drei Kandidaten vor:
- Poster (jemand, der Beiträge verfasst)
- Techniker
- Spielkind
Warum diese drei? Weil Bloggen sich wesentlich aus diesen Komponenten zusammensetzt. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich bei einem Menschen die Waage halten, ebenso wird ihnen kaum jemand zu hundert Prozent entsprechen. Vielleicht entdeckst Du Gemeinsamkeiten.
Poster
Schreiben, Filmen, Audios produzieren und sonst nix: Einige Blogger würden am liebsten gleich zu Beginn vor ihrem fertig ausgestatteten und designten Blog sitzen und loslegen, das Thema zu beackern. Geht das überhaupt? Jein. Wenn Du bereit bist, einen anderen Preis zu zahlen, etwa die gesamte Technik an einen Dienstleister zu übertragen, hast Du vieles von der Backe. Nur: Wenige Blogger können sich das leisten. Also geht es um Ausgleich: Wie viel kann ich mir zumuten, wie viel muss ich delegieren.
Nur bedingt empfehle ich Angebote, wie sie etwa unter WordPress.com zu finden sind. Das sieht verlockend aus: Juhu, keine eigene Domain beantragen, keinen Webspace mieten, einfach ein Blog anmelden und loslegen. Am Anfang ist das einfacher und ich rate Dir sicher nicht davon ab; es kann genau das Richtige für Dich sein.
Allerdings musst Du Dich trotzdem mit den technischen Grundlagen von WordPress vertraut machen. Man braucht sie sogar fürs Posten. Du kommst vielleicht mit der Zeit rein in die Materie, merkst auf einmal, wie viele Einschränkungen es gibt, selbst dann, wenn Du auf kostenpflichtige Erweiterungen bei WordPress.com umsteigst. Nun möchtest Du mehr und entscheidest Dich für einen Umzug. Der aber ist mitunter schwieriger und riskanter (Datenbank …), als gleich auf dem eigenen Mietplatz zu starten.
Wenn Du mich fragst: Gib die technischen Aufgaben entweder ganz ab, falls es wirklich nicht anders geht; oder fuchse Dich rein, soweit notwendig – das wäre aus meiner Sicht die bessere Wahl. Aber eben nur soweit notwendig. Lerne also erst die grundlegendsten Schritte, lass alles andere weg: Am Anfang muss das Blog im Netz stehen; die Sicherheit ist wichtig; ein brauchbares Theme, das Dir keine HTML- und CSS-Kenntnisse abverlangt, wäre prima.
Der Rest kann warten. Das heißt: keine Spielerei-Plugins, kein Theme, an dem Du stundenlang fummeln musst. Frag Dich nicht: Was brauche ich noch alles, um hochprofessionell auszusehen, welches Feature muss ich haben, sondern: Bin ich fürs Erste abgesichert, funktioniert alles so weit, kann ich durchatmen und mich mit WordPress vertraut machen?
Techniker
Das sind die Menschen, die eigentlich gar nicht aus dem Maschinenraum – bei WordPress „Backend“ genannt – rauskommen möchten. Basteln, Plugins testen, Themes anpassen, PHP-Krams bearbeiten, tunen. Hauptsache, nicht schreiben und nicht aus der Komfortzone rausmüssen. Ein stereotyper Techniker schraubt für sein Leben gern, schreibt und konzeptioniert dafür nicht oder zu selten.
Erkennst Du Dich darin etwas wieder? Neigst Du auch dazu, Dich zu sehr im Detail der technischen Finessen zu vergraben, möchtest Du eigentlich gar nicht so gern an die Öffentlichkeit? Hinter diesen Verhaltensweisen kann sowohl echtes Interesse am Basteln als auch eine Vermeidungsstrategie stehen. Oder beides.
Es ist ja was dran: WordPress ist eine bunte Zauberkiste, und es macht unglaublich Spaß, sich darin zu verlieren, zu entdecken und zu entwickeln.
Wenn Du merkst, dass hier Deine Leidenschaft liegt, dann spricht wenig dagegen, genau dies zum Thema Deines Blogs zu machen. Wäre das nicht was? Du hast bestimmt eine Menge zu geben, denn alles, was Du erforschst, bastelst und aufbaust, könnte anderen helfen, die selbst niemals so viel Zeit und Energie investieren würden. Vielleicht wirst Du erst WordPress-Experte, hilfst Deinen Kunden, ein Blog zu entwickeln?
Kann sein, dass Du ein anderes Thema vor Augen hattest. Es läuft Dir nicht weg. Das Training in Deinen „schwachen Bereichen“, zu dem Dir Dein erstes Blog verhilft, macht sich für weitere Projekte bezahlt.
Spielkind
Ein Spielkind ist wie der Techniker oder die Technikerin, nur mit viel weniger Ahnung. Also so wie ich. :mrgreen: Spielkind zu sein hat einen großen Vorteil: Man kann etliche Hürden entspannter nehmen, weil man Spaß an dem ganzen Gefummle hat – selbst dann, wenn es anstrengend ist und das Gefühl übermächtig wird, es nicht zu packen. Mit ein bisschen Zähigkeit und der guten Laune aus dem Spiel heraus kommt man trotzdem weiter. Manchmal dauert es länger – nein, es dauert fast immer länger. Das Yeah-Gefühl, wenn’s endlich klappt, ist umso größer.
Ich bewundere Planprofis, weil ich selbst keiner bin. Sich Ziele zu setzen, große wie Etappenziele, und sie abzuarbeiten, die Schritte durchzuorganisieren, macht bestimmt einiges einfacher. Ich kann’s nur schlecht, beim Bloggen jedenfalls. Doch ich stelle oft fest, dass ich mich auch durch Experimentieren vorwärtsbewege. Das schließt selbstredend nicht aus, von den Profis zu lernen, wo immer es geht. Die größte Gefahr lauert schließlich darin, im Spielzeugland verloren zu gehen und mit dem Projekt steckenzubleiben. Bist Du Spielkind und planst trotzdem alles gut durch? Beneidenswert.
Auch Spielkinder können ihr Wissen weitergeben, selbst wenn Zweifel ihnen besonders zusetzen, weil die Technik nicht ihre Heimat ist. Als Dauleben sich zu dem entwickelt hatte, was es im Moment ist, kam der innere Kritiker angedackelt: „Nee is klar, Du und WordPress, das braucht die Welt, weil es so wenige Seiten und Blogs dazu gibt; von Dir können die Experten alle noch so viel lernen.“
Depp.
Was lässt sich dem entgegensetzen? Selbst wenn zehn Leute das Gleiche erklären, hat jeder seinen eigene Note. Es mag sein, dass man mit einem Erklärstil wenig, mit dem anderen viel anfangen kann oder dass sie einen beide bereichern. Manchmal steckt in einem Artikel eine winzige Information, die den Turbo auslöst. Ich google oft, wenn ich ein WordPress-Problem habe, und lese mehrere Artikel. Fast alle tragen etwas zu meinem Puzzle bei. Und man entdeckt Blogperlen, die sonst untergingen. Eine von ihnen könntest Du ins Leben rufen. Draußen im Netz sind auch Deine Leser.
Selbsterkenntnis als Schlüssel zur richtigen Blogstrategie
Solltest Du das Gefühl haben, dass bei Dir kein Blogger-Typus dominiert oder dass noch andere Facetten reinspielen: Passt schon. Vergiss bitte nicht, dass die Kategorien Dich nicht einengen sollen, sondern nur Wegweiser bei der Suche nach einer Strategie oder sogar einer thematischen Ausrichtung sind. Mischformen, abwechselnde Typen oder auch der Fall, dass sich gar keiner ausmachen lässt – das alles gibt es, und es ist völlig in Ordnung.
Was ich Dir auf jeden Fall ans Herz lege: Sobald Du merkst, es klemmt irgendwo – schau einfach kurz, ob Du Dich vielleicht in einem Feld abmühst, das schlicht nicht Deines ist.
Vor einem Jahr hätte mir die Einsicht, dass ich ein Spielkind mit Minusneigung zum Planen bin, eine Menge Verzweiflung und stures Verbeißen ersparen können. Ich habe 2014 zu viel Zeit darauf verwendet, ein Projekt bis ins Detail durchstrukturieren und künstlich aufblasen zu wollen, weil ich dachte, „das muss so“. Dabei ist nichts Verwertbares rausgekommen. Erst als mir klar wurde, dass ich experimentierende Schritte gehen darf, wurde es langsam besser.
Wenn Du in einer ähnlichen Situation bist, wünsche ich Dir den Auftrieb, Deinen Weg zu finden. Kommt Zeit, kommt Blogpraxis und damit auch Erfahrung und Know-how dort, wo man sich anfangs so schwach gefühlt hat.