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Mag Google Rechtschreibung?

Über die Rechtschreibung im Internet gibt es geteilte Meinungen. Die einen halten das WWW für eine Art Hort des organisierten Analphabetentums; die anderen denken, solange man Texte irgendwie verstünde, wäre jeder Gedanke an korrekte Schreibung überflüssig.

Gerade für diejenigen, die sich damit befassen, ihre Seiten googlefreundlich zu gestalten, könnte das Thema „korrekte Schreibung“ relevanter sein, als sie bislang ahnten. Martin Mißfeldt hat sich in seinem tagSEOBlog damit auseinandergesetzt.

Auch wenn der Artikel schon älter ist und die anschließende Kommentardiskussion zeigt, dass wir Google wieder mal nicht in die Karten schauen dürfen: Rechtschreibung könnte das Ranking durchaus beeinflussen.

Ein Experiment von Martin Mißfeldt

Auf die Idee,  den Zusammenhang zwischen Google-Ranking und korrekter Schreibung zu untersuchen, muss man erst mal kommen. Martin Mißfeldt scheint sich für Rechtschreibung zu interessieren; sonst wäre ihm wohl nicht aufgefallen, was zum Ausgangspunkt seiner ungewöhnlichen Forschungsfrage wurde: Seiten mit korrekter Rechtschreibung schienen ihm stets auf den vorderen Google-Plätzen zu liegen.

Zudem bietet Google ja Alternativvorschläge, wenn man sich bei einer Suchanfrage verschrieben hat; auch das nahm Mißfeldt als Indiz dafür, dass Rechtschreibung vielleicht ins Ranking eingeht.

Daraufhin hat sich der Autor ein interessantes Experiment ausgedacht, das er im verlinkten Artikel ausführlich beschreibt; es sei hier nur kurz zusammengefasst.

Testsieger auf lange Sicht

Der Autor hat mehrere Texte ins Rennen geschickt, die er mit verschiedenen Fehlerquoten ausgestattet hat.

Am Ende einer kurvigen Prüfungsreihe stimmten Resultat und Ausgangshypothese überein: Die fehlerlastigeren Texte mussten im Laufe der Zeit das Feld räumen und es den fehlerfreieren überlassen.

Laut Mißfeldt ist es durchaus möglich, dass Google Seiten, die schon länger existieren, im Laufe der Zeit immer gründlicher auswertet und deshalb die rechtschreibstärkeren immer weiter in den Vordergrund rücken.

Konsequenzen in der Praxis

Mißfeldt zieht zwei Schlüsse aus diesem Resultat: Zum einen ist es sinnvoll, seine eigenen Texte gründlich zu prüfen. Ob Rechtschreibprüfungstools dafür ausreichen? Für Google könnten sie durchaus hinreichend sein, für Deine Leser auf keinen Fall.

Zum anderen kann es sich lohnen, Kommentare des eigenen Blogs zu korrigieren, weil auch diese zum Rankingergebnis ihren Beitrag leisten.

Das leuchtet ein, hat aber Schattenseiten: Je nachdem, wie viele Kommentare man als Blogschreiber täglich durchzählt, kann es zu einer lebensfüllenden Aufgabe werden, sie alle zu bearbeiten.

Und vielleicht ist nicht jeder Kommentator glücklich damit, seine Anmerkungen korrigiert zu sehen. Ich hätte Berührungsängste bei den Texten anderer, zum Glück musste ich diese Entscheidung noch nie treffen.

Ist Google der Duden?

Am Ende bleibt noch eine weitergehende Überlegung, die all diejenigen angeht, die sich der alten Rechtschreibung verpflichtet fühlen. Wenn korrekte Rechtschreibung ein Google-Wahlhelfer ist, dann vermute ich, dass hier die neue der alten Rechtschreibung vorgezogen wird. Die bereits erwähnten Alternativvorschläge zu Suchbegriffen ereilen einen auch, wenn man Begriffe nach der alten Schreibung eingegeben hat.

Ein weiterer Knackpunkt ist: Wie sieht es mit Variantenschreibungen aus? Bevorzugt Google zum Beispiel die vom Duden favorisierten Varianten, oder erkennt die Suchmaschine andere Varianten gar nicht an? Welche Instanz entscheidet bei Google, was korrekte Rechtschreibung ist? Und was, wenn der Suchmaschinengigant sich irrt? Wie steht es überhaupt um die orthographische Kompetenz im Hause Google?

Fazit

Rechtschreibung ist manchen egal – Google wohl eher nicht. Wer sich mit Suchmaschinenoptimierung befasst, macht nichts falsch, wenn er seine Texte orthografisch poliert. Es könnte dem Rank guttun. Damit kann ich trotz der genannten Vorbehalte gut leben.

Blogger, die für Leser schreiben und nicht für Maschinen, optimieren ihre Texte ohnehin.

Erstveröffentlichung am 26. Januar 2010 auf meiner alten Website „keine kuhhaut“. Für Dauleben überarbeitet und erweitert.