Schreibunsicherheiten hat jeder. Groß oder klein? Zusammen oder getrennt? Mit Komma oder ohne? Auch die versiertesten Profis geraten an ihre Wissensgrenzen. Das Schöne ist aber, dass Sprache nicht nur aus Paukerei, sondern auch Fingerspitzengefühl, Logik und Kunstfertigkeit besteht.
Das heißt, wir kommen oft mit Nachdenken und dem eingebauten Navigator weiter. Je öfter wir Fragen nach der sinnigsten Schreibung durchdenken, desto mehr trainieren wir das. Darum ist es auch so wichtig, dass Rechtschreibregeln nicht nach dem Prinzip vermeintlicher Einfachheit gesetzt werden, sondern sprachlogisch fundiert sind.
Zweifelsfälle sind Glücksfälle, wenn man, so oft es geht, die Gelegenheit nutzt und das Wörterbuch zur Seite legt. Mit den folgenden Fällen bekommst Du Gedankenfutter.
1. leichtmachen oder leicht machen?
Stell Dir vor, Du schreibst, jemand könne einen Fehler leicht machen. Gemeint ist: Es passiert schnell, dass der Fehler gemacht wird, es passiert eben leicht.
Das ist nicht dasselbe, als wenn Du jemandem etwas leichtmachen möchtest – beispielsweise, etwas zu lernen. Schreibt man in diesem Fall getrennt, geht die Unterscheidung flöten.
2. freistellen vs. frei stellen
Wenn Adjektiv und Verb gesteigert werden, schreibt man getrennt.
Übertragen gebrauchte Zusammensetzungen hebeln diese Regel aus. Ein schönes Beispiel hierzu ist freigestellt.
Man vergleiche:
Das ist Ihnen völlig freigestellt.
Das ist Ihnen völlig frei gestellt.
Letzteres tut beim Lesen genauso weh wie beim Schreiben, weil völlig sich nicht allein auf das Adjektiv frei bezieht sondern auf den gesamten Begriff freigestellt.
3. recht haben vs. Recht haben
Schreibst Du Recht haben oder recht haben?
Mir schlägt schon mal Verwunderung entgegen, weil ich mich über die optionale Wiedereinführung des kleinen Rechts 2006 gefreut habe.
Eine Frage an die Groß-Liebhaber: Wie schreibst Du dann völlig Recht/recht haben? Auch groß?
Wieso das einen Unterschied macht? Vergleiche bitte Du hast überaus Recht mit Du hast überaus Bauch bzw. mit Du hast total Verantwortung.
Die letzten beiden Beispiele vermitteln kein wirklich gutes Bauchgefühl, oder? Schauen wir mal, was Wikipedia über Gradpartikeln – auch Intensitätspartikeln genannt – weiß: „Intensitätspartikeln markieren die Ausprägung adjektivischer Eigenschaften: sehr, recht, überaus.“
Wir kommen der Sache näher. Ich vermute, außer in umgangssprachlichen Wendungen wie total Banane oder Das macht ziemlich Sinn werden wir kaum auf korrekte Konstruktionen stoßen, wo eine Gradpartikel ein Substantiv modifiziert. Und wenn das der Fall ist, dann dürfte es auch für recht haben/geben/behalten und so weiter gelten.
Schreibst Du es immer noch groß? Pffft!