Beitragsbild zum Artikel über Textrelationen auf dauleben.de

Meta, para, primär, sekundär: Was ist das und wofür braucht man es?

Schon mal die Augen gerollt, weil wieder irgendwas meta war? Fachbegriffe, die zu Modewörtern werden, können aufdringlich werden. Am besten holt man sie dann einfach auf den Boden ihrer Funktionen zurück – und siehe da: Sie sind sogar richtig nützlich.

Meta, para, primär und sekundär beschreiben Beziehungen zwischen Texten. Diese Begriffe werden vor allem in der Wissenschaft verwendet. Ich glaube, dass sie auch im Text(er)alltag nützlich sind, aus zwei Gründen. Zum einen schärfen sie das Verständnis dafür, wie Texte sich aufeinander beziehen. Zum anderen – wir werden das bei den Metatexten sehen – sensibilisieren sie mitunter für Kommunikationsstrategien.

Beginnen wir mit etwas Zählbarem.

Primär- und Sekundärtext

Eine Rangfolge bei Texten – gibt es so etwas? Tatsächlich wird in der Wissenschaft von Primärtexten (ebenso Primärliteratur bzw. Primärquellen) und Sekundärtexten gesprochen; um eine Bewertung geht es dabei nicht.

Ein Primärtext ist so etwas wie der Originaltext. Stellen wir uns eine Diskussion aus der Psychologie vor, genauer über Sigmund Freuds Das Ich und das Es. Es gibt eine Reihe von Aufsätzen, die sich mit dieser Schrift befassen, und jeder von ihnen ist – woher wusstest Du das? – ein Sekundärtext.

Originalbriefe von Julius Cäsar wären ebenfalls Primärtexte bzw. Primärquellen; die aufgezeichnete Beschäftigung damit ließe sich dann als Sekundärliteratur dazu bezeichnen.

Paratext: der Außenseiter

Paratexte sind eng dran am Text, gehören aber eigentlich nicht dazu.

Klassischerweise werden Buchtitel und Vorworte zu Paratexten gezählt. Bei Fußnoten zu einem Text wäre ich im Zweifel. Aber im Zweifel für den Paratext.

Bei Filmen fallen einem sofort die Untertitel ein; aber was machen wir zum Beispiel mit den Sprachtafeln in Stummfilmen? Ich finde, dass man sie als Paratext und ebenso als filmischen Bestandteil sehen kann.

Filmplakate und Trailer wären für mich eindeutige Paratexte.

Metatext: wenn Texte über Texte sprechen

Wenn Du einen Blogartikel schreibst und auf dem Notizzettel vermerkst: „Da fehlt noch die Kernidee, es ist alles unzusammenhängend, humorlos und außerdem: Wen interessiert der Mist?“, bist Du nicht nur ganz schön selbstkrittelig, sondern hast gerade einen Metatext verfasst.

Er bezieht sich auf den Artikel und stellt die Elemente heraus, die Deiner Meinung nach noch fehlen oder verbessert werden müssen.

Metatexte äußern sich also über andere Texte bzw. kommentieren sie.

Metawörter und Rechtschreibung

Falls Du Dir nicht sicher bist, wann Du ein Wort kursiv bzw. in Anführungsstriche setzen solltest, ein Beispiel:

Dampfschiffahrtsgesellschaften haben es bei diesem Regenwetter nicht leicht.

Dampfschifffahrtsgesellschaften ist ein langes Wort.

Im ersten Fall sprechen wir über die Gesellschaften, im zweiten über das Wort. Das heißt, Beschreibungsmedium und Gegenstand sind identisch, denn wir verwenden ja nicht etwa Zahlen oder Piktogramme, um über das Wort zu sprechen, sondern Wörter. Darum kennzeichnet man sie durch Kursivierung oder mit Anführungsstrichen1.  So ist klar: Hier sind nicht die Gesellschaften gemeint, sondern der Begriff.

Metakommunikation: Manipulation und Entlarvung

Schon eine simple Rückfrage, um zu klären, wie jemand etwas gemeint hat, gehört zur Metakommunikation. Eine Rückfrage kann Verständnis fördern, aber auch aus taktischen Gründen gestellt werden: vielleicht um Zeit zu gewinnen bzw. den anderen aus dem Fluss zu bringen.

Metakommunikation lässt sich argumentativ einsetzen, etwa zum Zweck der Entlarvung. Oder um zu manipulieren.

Ein Beispiel: Xaver äußert sich auf Facebook negativ zu einem Blogartikel seines Kollegen Michael. Beim nächsten Blogpost von Xaver fällt nun Michaels Reaktion kritisch aus. Worauf Xaver antwortet: Na, noch sauer wegen neulich?

Xaver verlässt die Inhaltsebene – das wäre hier eine direkte Reaktion auf Michaels Kritik zu seinem Artikel. Stattdessen wechselt Xaver auf die Metaebene, indem er seine eigene Kritik an Michaels Beitrag ins Spiel bringt und andeutet2, dass Michael eine Retourkutsche fährt. Vielleicht stimmt das, dann hat Xaver seinen Kollegen entlarvt. Genauso gut ist es möglich, dass Xaver bewusst von einer treffenden Argumentation Michaels ablenken will. Ein echter Schelm.

Und jetzt, am Ende des Beitrags angekommen, könnten wir uns gemeinsam überlegen, wie sich der Kommentar unter einem Blogartikel einordnen lässt, oder?

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Anmerkungen

  1. Selbstverständlich haben sowohl Kursivierung also Anführungsstriche noch weitere Funktionen, zum Beispiel, etwas zu verdeutlichen oder infragezustellen.
  2. Ja, liebe Auskenner; ich weiß, dass das eine Implikatur ist. Dazu kommen noch Artikel.