Dass Kommas Probleme machen, sind wir ja gewöhnt, aber ein harmloses Fragezeichen?
Doch, die können das auch – zum Beispiel im folgenden indirekten Fragesatz:
James wollte wissen, ob alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren?
In der Standard-Lesart ist das falsch. Diese Art Fehler schwingt sich durch die Textlandschaft und wird beileibe nicht nur von rechtschreibschwachen Anwendern gemacht, im Gegenteil.
Dafür gibt es Gründe, nämlich einige ähnlich gelagerte Konstruktionen, die mit Fragezeichen abgeschlossen werden, und natürlich auch Grauzonen.
Der Knackpunkt
Bleiben wir zunächst bei James. Was ist hier überhaupt schiefgelaufen?
Mit welchem Satzzeichen ein Satz schließt, entscheidet nicht der untergeordnete, sondern der übergeordnete Satz: James wollte etwas wissen. Diese Aussage erfordert kein Fragezeichen, sondern einen Punkt.
Wir erfahren dann im untergeordneten Satz, was James wissen wollte, der Satz berichtet also darüber, er fragt nicht danach.
Aber Vorsicht, sobald der betreffende Satz allein steht, sieht die Sache schon wieder anders aus: Ob sie vielleicht kurz Zeit für mich hat?
Oder nehmen wir: Tanja hatte die Nase voll und ist deswegen gegangen?
Vielleicht will der Sprecher sich hier vergewissern, ob der Sachverhalt wirklich zutrifft, vielleicht drückt er sein Erstaunen darüber aus, dass Tanja seines Erachtens wegen einer Lappalie verschwunden ist. Wie auch immer, achte beim Sprechen auf die jeweilige Betonung, wenn Du einen Punkt oder ein Fragezeichen hinter die Sätze stellst.
Und dann hätten wir da noch etwas aus der Grauzone:
Ich hoffe, dir geht’s gut?
Besonders aus dem informellen Schriftverkehr sind solche Sätze nicht mehr wegzudenken, auch wenn sie standardsprachlich nicht erste Wahl sind. Und m. E. gar nicht so falsch, weil hier der Nebensatz nicht Bestandteil einer Erzählung ist, sondern die Fragestellung direkt zum Adressaten transportiert.
In Not? Betonung hilft
Wenn Du Dir nicht sicher bist und schnell überprüfen möchtest, ob Du es mit einem Aussage- oder Fragesatz zu tun hast, kannst Du es mit der Betonung versuchen. Schauen wir uns das gemeinsam an:
Ich hoffe, dir geht’s gut
Ich hoffe, dir geht’s gut?
Jetzt weißt Du auch, wie Du den „007“-Fehler vermeiden kannst:
James wollte wissen, ob alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren.
Hier haben wir einen Bericht, eine Erzählung bzw. eine schlichte Aussage.
James wollte wissen, ob alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren?
Der gesamte Inhalt wird erfragt, zum Beispiel im Sinne von: „Was, das wollte er wirklich wissen? Dabei ist doch alles so perfekt abgesichert, er scheint ja kein Vertrauen in uns zu haben.“
Vielleicht hast Du ja jetzt ein Quantum Sicherheit hinzugewonnen.
Erstveröffentlichung am 21. September 2008 auf meiner alten Website „keine kuhhaut“. Für Dauleben überarbeitet.