Der Text der Amtlichen Regelung ist für Otto Normalschreiber ähnlich verständlich wie eine auf Esperanto geschriebene Gebrauchsanweisung.
Peter Eisenbergs „Rechtschreibung auf einen Blick – Grundregeln der deutschen Orthographie“ stellt quasi als Übersetzungshilfe auf knapp 95 Seiten plausibel die aktuellen Regeln dar, mit vielen Beispielen und Zusatzerklärungen. Der Autor verdeutlicht darüber hinaus die Gründe und Hintergründe der Regeln.
Inhalt des Buches
Eisenberg richtet sich an den „kompetenten Sprachteilhaber“, also eher an fortgeschrittene Anwender. Wenngleich die Inhalte so klar wie möglich dargestellt sind, setzt das Buch die Kenntnis von Fachbegriffen voraus und geht tiefer in die Materie, als es schmale Einführungsbändchen gewöhnlich tun.
Einige Inhalte des Workshops können so vertieft werden, zum Beispiel erörtert Eisenberg diverse Betonungstests weitgehender und differenzierter.
Mir persönlich fehlen zuweilen deutlichere Erklärungen, warum Varianten nicht immer eins zu eins funktionieren, zum Beispiel bei fleischfressend vs. Fleisch fressend. An einigen Stellen gibt der Autor Hinweise zur unterschiedlichen Verwendung von Varianten (so auf Seite 64 zu aufs herzlichste/aufs Herzlichste), hier tut er es nicht.
Das Buch empfiehlt sich, wenn man mehr will als lediglich eine 08/15-Übersicht, die sich darauf beschränkt, die Regeln kurz anzureißen und ein paar Beispiele zu nennen.
Autor
Peter Eisenberg ist Professor für Sprachwissenschaft an der Universität Potsdam und unter anderem Autor des Grammatik-Standardwerks „Grundriss der deutschen Grammatik“.
Prominent wurde er als Reformer und Kritiker der deutschen Rechtschreibreform; zwischenzeitlich gehörte er dem Rat für deutsche Rechtschreibung an.
Aktualisierung 21.02.23
Der Band ist inzwischen in zweiter Auflage erschienen, bei Amazon allerdings auch nur noch als Restexemplar erhältlich. Ich empfehle es ausdrücklich trotzdem.
Der Text bezieht sich auf die erste Auflage, das betrifft aber nur die Seitenzahlen.
Den oben erwähnten Workshop gibt es nicht mehr; meine Anmerkung dazu gilt eins zu eins für den Reader.