Über

Sabrina Tomasi, ehemalige freie Lektorin, Rechtschreibexpertin und NetzpublizistinAls ich in den 1990er Jah­ren meine ers­ten Online­schritte ging, war Inter­net für mich gleich­be­deu­tend mit E-Mail-Kommunikation und gele­gent­lich die eine oder andere Seite ansur­fen.

Im Laufe der Zeit stieß ich auf ein Medi­en­fo­rum, bas­telte zusam­men mit Gleich­ge­sinn­ten an klei­nen Pri­vat­boards, erstellte die ers­ten Home­pages und errich­tete zu guter Letzt mit der Blog­soft­ware Word­Press mein ehemaliges beruf­li­ches Zuhause.

Das Dau-Prinzip

Auf diese Weise stieg die Lern­kurve in Sachen Inter­net­tech­nik; den­noch waren und sind mir die net­ten Aus­ken­ner, die vie­les gedul­dig erklä­ren und beim Bas­teln mit­hel­fen, um Licht­jahre vor­aus. So hatte man irgend­wann seine Iden­ti­tät im Netz gefun­den: den „DAU“. Das ist die unchar­mante, aber tref­fende Abkür­zung für ‚dümms­ter anzu­neh­men­der User‘.

Der abfäl­lige Gedanke hin­ter dem Begriff lässt sich umwen­den in eine Hal­tung, die über das Technische hinausgeht:

  • sich Her­aus­for­de­run­gen suchen
  • mit der Unsi­cher­heit des Neuen leben
  • neu­gie­rig und offen blei­ben
  • sich selbst nicht überschätzen

Ich nenne es das Dau-Prinzip; die leicht veränderte Schreibung markiert den Sichtwechsel.

Berufsdau: vom Lernen und Lehren

In meinem früheren Leben Beruf als freie Lektorin und Workshopleiterin hatte ich mich auf die Abgründe der Rechtschreibreform spezialisiert. Ich war nach dem germanistischen Studium fit darin, Texte zu sezieren und ihnen den orthografisch optimalen Schliff zu geben. Aber das Lektorenhandwerk habe ich vor allem durch Praxis gelernt, Learning by Dauing quasi.

Und Lektorieren heißt im Grunde auch, in die Rolle derer zu schlüpfen, die den Text erst noch verstehen müssen. Wer lektoriert, muss stets aufs Neue „den Dummen spielen“, um sicherzustellen, dass der Text wasserdicht schlüssig und verständlich ist.

Meine Kolleginnen und Kollegen wussten, dass ich mich schon während des Studiums intensiv in die damals neue Rechtschreibung eingearbeitet und mich im Lektorat darauf fokussiert hatte. Zehn Jahre habe ich Kontakt zur Wissenschaft gehalten und die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprache besucht. Eine ehemalige Kommilitonin, heute Professorin, hat mich einem Gesprächspartner mal so vorgestellt: „Sie ist die einzige Nichtwissenschaftlerin, die hier regelmäßig teilnimmt.“

So wurde ich auch über den Lektoratskreis hinaus immer öfter zur Anlaufstelle in kniffligen Momenten. Mit der zweiten kleinen Reform 2006 entstanden daraus Seminare zur Rechtschreibung und ein Reader, den ich wieder anbiete. Warum? Weil die Schreibunsicherheit online wie offline sichtlich nicht abgenommen, sondern zugenommen hat. Fachlich begleitet wird der Reader von einem hochgeschätzten Kollegen, als Wissenschaftler und Lektor Bewohner beider Welten. Seit 2013 ist er Mitglied im Rat für Deutsche Rechtschreibung.

Zukunftsgesänge: Marketing und KI

2023 habe ich mich wieder auf Expedition in unwegsames berufliches Gelände begeben. Diesmal geht’s ins Marketing. Ein steter Quell des Verdrusses für mich. Bis ich irgendwann beschloss: Jetzt lernst du das vernünftig. Und zwar so, dass es meine Wege sinnstiftend erneuert. Darum habe ich mich in zwei hervorragende Coachings eingegraben, die nichts für Feiglinge sind, aber viel geben und Freude machen. Bald liest Du hier mehr dazu.

Und KI? Ich wollte das Thema anfangs in größerem Stil hier mit aufnehmen, weil – okay: Begründung überflüssig. KIs setzen uns alle auf Stufe Dau, jeder geht anders damit um.

Natürlich werde ich mich damit auch weiter befassen, aber diese Website ist nicht darauf ausgelegt, täglich irgendwelche Updates ins Netz zu schicken und Zukunftsprognosen zu zelebrieren. Wenn Du einen Rat willst: Beschäftige Dich auf jeden Fall mit dem Thema, behalte stets furchtlos Augenmaß. Künstliche Intelligenz fehlt – Stand 2025 – das alles entscheidene Element für echte Intelligenz: die Einbindung in einen Körper aus Fleisch, Blut und mit Emotionen. Lass sie doch ein Skript in zwei Sekunden erstellen, sie wird nie die Freude genießen können, einen schwierigen Text geschafft zu haben.

Sie nimmt Jobs weg? Kann man so sehen. Vielleicht fallen da auch Tätigkeiten drunter, die im Grunde keiner machen will. Vielleicht entstehen neue Berufe oder verändern sich Berufsbilder dahin, mit KI viel mehr erreichen zu können als ohne. Wenn Du weißt, was Du kannst, weißt Du auch, was die KI nicht kann. Es gibt – so Du ein Beispiel willst – zurzeit Grafikdesigner, die mit KI hadern. Dann gibt es andere, die gerade weil sie das Know-how haben, im Verbund mit KI zaubern. Und nebenbei Kurse geben, wie Laien so etwas auch schaffen. Nur merkst Du als Teilnehmer eben schnell, dass Du zwar das Midjourney-Abo hast, aber nicht die Design-Skills. Und wer es nicht wahrhaben will, der produziert halt Mist. Das wird sich auch nie ändern.

Du fragst Dich, ob ich KI nur positiv sehe? Nein, überhaupt nicht. Sie ist brandgefährlich, sie hat das Potenzial zu zerstören; sie öffnet Tür und Tor für Manipulationen und Betrug, der uns noch überrollen kann. Sie ist definitiv ein Politikum. Glaubst Du, sie zu ignorieren oder ihre Präsenz zu leugnen, ändert das? Eher im Gegenteil, oder?

Beobachte, lerne, wachse, transformiere. Und lass den gesunden Menschenverstand seine Arbeit machen.