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Der erste Artikel ist der schwerste

Egal, wo Du als Newbie im Moment stehst, Du wirst eines Tages die Aufforderung von WordPress lesen: „Neuen Beitrag erstellen“. Dann fühlst Du: Jetzt wird es ernst. Hm … Braucht da nicht noch ein Plug-in ein Update? Nö. Musstest Du nicht noch was am Design schrauben? Nix da. „Neuen Beitrag erstellen“. Örgs.

Warum fällt einem das erste Posting so schwer? Steht man nicht voller Ungeduld in den Startlöchern, brennt man nicht darauf, seine vielen Ideen endlich in die Welt zu lassen? Klar. Schon. Aber es gibt Gründe für die Erstpostingladehemmung. Werfen wir einen Blick drauf.

„Ich muss erst noch …“

Was musst Du unbedingt noch schaffen, bevor Du Dich an die Tasten wagen darfst?

Ein Freebie produzieren? Das war mein Hemmschuh, wochenlang habe ich daran gesessen und mich blockiert. Ein paar Plug-ins einbauen? Das perfekte Theme finden? Social Media aufbauen? Produkte kreieren?

Lass los.

Mit welchem „Ich muss noch“ Du Dich gerade traktierst, Du musst keineswegs alles auf die Beine gestellt haben, bevor das erste Posting rausgeht. Ich bin eine Spezialistin für Nebenschauplätze und habe mir selbst in den Hintern getreten, endlich Ruhe zu geben.

Hier ist das erste Dauleben-Posting, obwohl kein Freebie und keine Produktpalette da sind, obwohl der Social-Media-Bereich und der Newsletter noch in den Kinderschuhen stecken. Obwohl ich mich noch nicht so in die Screencast-Programme eingearbeitet habe, wie ich wollte.

Warum? Weil mich jeder Tag, den ich mit „Ich muss erst noch …“ verschwende, davon abhält, Dir zu helfen, und mich davon abhält, das zu tun, was ich anderen rate: Entwicklung zuzulassen.

„Mein Gott, jeder liest das“

Öffentlichkeit – oder auch nur gefühlte Öffentlichkeit – erzeugt Scheu. Außer Du bist Dieter Bohlen. Der Gedanke, jemand liest, was Du schreibst, macht nervös. Das Geschriebene kann überprüft werden, verrissen werden. Bei Facebook oder anderen sozialen Medien ist das vielleicht ähnlich, aber dort postet man „nicht so ernst“ und im lockeren Verbund mit anderen.

Bloggen ist am Anfang einsam und öffentlich zugleich. Daran muss man sich gewöhnen. Vielleicht hast Du sogar das Gefühl, hin- und hergerissen zu sein zwischen dem Wunsch, ganz viele Leser mögen Dein Blog entdecken, und seinem Rivalen: das Blog möge noch lange unentdeckt bleiben, damit es weiterhin gemütlich bleibt.

Man kann lernen, mit diesen widerstreitenden Gefühlen zu leben und zu posten. Sie sind einfach da. Du schreibst trotzdem.

„Das erste Posting muss perfekt sein“

Leser schauen nur kurz auf der Seite vorbei und fällen sofort ein Urteil über unsere Texte. Entweder sind die Inhalte phänomenal und einzigartig genial, oder das war es dann – Game over, nie wieder ein Besucher. So ungefähr liest sich das zuweilen in den Ratgebern, stimmt’s? Außerdem sind wir Blogger eher sensibel und perfektionistisch veranlagt, da ist völlig klar, dass unter hundert Prozent nichts geht.

Es ist natürlich was dran, dass wir der Flüchtigkeit des im Internet huschenden Auges etwas entgegensetzen müssen, und diese Aufgabe ist nicht ohne. Aber wir können das nicht schaffen, indem wir uns so unter Druck setzen, dass wir am Ende vor lauter Optimierung gar nichts publizieren.

Ein kleiner Idealist in mir will glauben, dass es auch heutzutage nicht „den Leser“ gibt, dass neben den „Überfliegern“ Menschen bei uns aufschlagen, die sich für ein Thema Zeit nehmen wollen. Und wenn das ein Irrtum wäre: Am Ende bleibt Dir ohnehin nichts anderes übrig, als Du selbst zu sein: mit Fehlern, Ecken und Kanten. Gut so, sonst könnten wir gleich Robotern das Texten überlassen.

„Das erste Posting muss originell sein“ – oder: Themen über Themen

„Nee, ich schreibe nicht auch noch über das Anfangen.“

Die Perfektionismusfalle schnappt gleich bei der Wahl des ersten Themas zu. Es gab fürs erste Dauleben-Posting genug Alternativen: Gleich in die Technik einsteigen, gleich serviceorientierter loslegen. Gar nicht viel Zirkus um den Beginn machen, sondern ein Plug-in vorstellen. Ein Einführungsfilmchen zur WordPress-Installation anbieten. Und, und, und. Zwischenzeitlich der Versuch, sich etwas ganz Neues einfallen zu lassen, das Blograd neu zu erfinden. Bisschen großkotzig, aber so was geht einem halt auch durch den Kopf.

Irgendwann befreit man sich davon und erkennt: Beim ersten Posting ist nicht spielentscheidend, was Du veröffentlichst, sondern dass Du es tust. Ja, das ist zu plakativ formuliert, aber als Erinnerungshilfe in schwachen Momenten wirst Du es vielleicht brauchen.

Wie fängst Du an?

Ganz einfach: Schreib über das Anfangen. Warum auch nicht. Ich kenne fast niemanden, dem das leichtfällt, und jeder Mutmacher tut gut. Das Posten über das Posten hilft, selbst die ersten Buchstaben freizusetzen. Keine schlechte Sache.

Beim Start meines ersten Blogs 2008 habe ich die Leser erst mal durch die „Räumlichkeiten“ geführt. Das wollte ich mit Dauleben nicht wiederholen. Heutzutage eignen sich Seiten besser für eine Vorstellung. Aber wenn Du Dich damit wohlfühlst, dann mach es ruhig. Es könnte beispielsweise genau das Richtige für ein Blog sein, das neue Ideen umsetzt und damit zu Beginn etwas mehr erklären will.

Oder liegt es Dir eher, direkt zur Sache zu kommen? Keine Einführungen, keine Vorstellung, kein Metagefasel, sondern Ranklotzen? Prima. Welches Thema zuerst? Egal. Was beschäftigt Dich gerade am meisten? Nimm es. Philosophieren? Passt. Ratgeberposting? Auch sehr schön. Ein Wachrüttler? Na klar.

Schreib. Filme. Sprich. Was auch immer: tu es.

Fazit

Das, was wir am liebsten tun möchten, kann uns am schwersten fallen. Einige Gründe dafür, dass Du vielleicht gerne posten möchtest, aber nicht in die Pötte kommst:

  • Du hast noch so viel zu erledigen, anders gesagt: Du erlaubst Dir das Posten nicht.
  • Du musst Dich erst noch an das Gefühl, Dich öffentlich zu zeigen, gewöhnen.
  • Du steckst in der Perfektionsfalle.
  • Du steckst in der Originalitätsfalle, und es gibt so viele Themen, dass Du nicht weißt, womit Du beginnst.

Sich die Gründe für die Blockade klarzumachen, ist der erste Schritt. Man bekommt Distanz.

Der zweite Schritt lautet: Ganz bewusst darauf verzichten, alles auf einmal zu wollen. Dein Posting ist erst mal nur ein Posting, davon hängt nicht das Leben Deines Blogs ab. Das Gefühl, Deinen ersten Beitrag verfasst zu haben, gibt einen Schub für alles, was Dich vorher am Schreiben gehindert hat. Du bist im Spiel.