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Blog-Artikel: „der Blog“ oder „das Blog“?

Die Ansichten darüber, ob es das Blog oder der Blog heißt, gehen auseinander. Lange Gesichter bei allen, die auf eine Variante gewettet hatten: Falsch sind sie beide nicht; man kann sich nur überlegen, was vielleicht besser wäre.

Der Duden führt das Blog als Standardvariante – ich finde, da trifft er ins Schwarze. Mir scheint, dass der Blog wegen seiner lautlichen Nähe zum Block beliebt ist. Dabei wäre gerade dies ein Grund, sich für das Neutrum zu entscheiden: ein Blog ist eben kein Block, und im Mündlichen hört man den Unterschied – je nach Aussprache – mitunter nur, wenn das Neutrum ran darf.

Falls Du die maskuline Form bevorzugst, dann ist das so; Du gehörst damit zur Mehrheit. Vielleicht möchtest Du dennoch wissen, wie sich das Genus (= Geschlecht) von Fremdwörtern überhaupt ermitteln lässt.

Geschlecht von Fremdwörtern: zwei Möglichkeiten

Es gibt dazu keine festen Regeln, aber zwei Kriterien, nach denen das Geschlecht von Fremdwörtern üblicherweise gebildet wird.

1. Die Endung gibt den Ausschlag

Einige Endungen lassen sich einem bestimmten Genus zuordnen.

Wörter mit der Endung -ion sind weiblich: die Situation, die Qualifikation, die Manipulation, die Flexion.

Bei -ing darfst Du das Neutrum auspacken: das Handling, das Franchising.

2. Die Übersetzung haut den Lukas

Für unser Blog – die Verkürzung von Weblog – ist die erste Herleitung nicht relevant, wohl aber die zweite: Hier steht nämlich die deutsche Übersetzung oder ein „sinnverwandtes“ deutsches Wort Pate.

Wie man das Weblog am sinnvollsten übersetzt bzw. überträgt, ist etwas umstritten – die einen tendieren mehr zum Web-Logbuch, die anderen zum Web-Tagebuch. Gemeinsam ist den Begriffen, dass sie sächlichen Geschlechts sind. Ob Du nun der Logbuch oder der Tagebuch sagst, schief ist es in beiden Fällen.

Eine grammatische Herleitung für der Blog kenne ich nicht; meines Erachtens handelt es sich um eine Konvention. Wenn ich mich irre: Sachdienliche Kommentarhinweise werden gerne entgegengenommen.

Nach- und weiterlesen: ein bisschen Mecker

Duden Band 9, Richtiges und gutes Deutsch, 6. Auflage. Dudenverlag 2007, S. 328, oder Stichwort „Fremdwort, 2. Genus“

Noch zwei interessante Artikel:

Man überlese nicht den Kommentarbereich, da geht es heiß her, vor allem beim Herrn Stefanowitsch. Mich befremdet seine Haltung „Mein Sprachgefühl ist falsch“. Der Versuch, nicht zu belehren und die Mehrheitsentscheidung der Sprachgemeinschaft anzuerkennen, geht nach hinten los, wenn man ein bestimmtes Sprachgefühl – und sei es das eigene – als falsch brandmarkt. Ich glaube nicht, dass es der Sache dient, einen normativen Aufruf à la „Der Drops ist gelutscht, schreibt alle der“ zu starten. Auch die deskriptive (= beschreibende) Linguistik ist mehr als eine Datensammelstation zur Sprachverwendung. Die Frage nach grammatischen Herleitungen darf gestellt werden. Das Blog und der Blog werden noch ein Weilchen nebeneinander existieren, und die Diskussion hat ihre Berechtigung.

Manche Leute meinen, es wäre eine gute Idee, andere öffentlich auf ihre vermeintlichen Fehler hinzuweisen. Sven Lennartz wurde auf Twitter für die Verwendung des sächlichen Artikels gerügt und hat den Spieß bloggend umgedreht.

Für Minuten der Langeweile empfehle ich Dir eine Google-Suche nach „das oder die Nutella“. Du wirst ähnlich viel Spaß haben wie an der Blog-Frage. Auch hier gehen die Meinungen leidenschaftlich auseinander. Was stimmt? Kommt drauf an, ob Nutella nach Deiner Meinung für „Schokocreme“ oder verkürzend für „Nutellaglas“ steht. Beides würde passen. Ich frage mich nur, ob Menschen es wirklich fertigbringen, „Ich esse eine Nutella.“ zu sagen.

Vor einigen Jahren erschien zum Thema „Der oder das Blog“ ein urkomischer Artikel auf dem Blog „Dem Arzt ihm sein Blog“: Er hieß Entlig-schraiben-wi-Mann-wil. Sollte irgendjemand diesen Artikel an anderer Stelle finden, würde ich mich sehr über einen Hinweis freuen.

Fazit

Es gibt eine solide grammatische Basis für die Variante das Blog. Die Übersetzung „Web-Tagebuch“ oder „Web-Logbuch“ zeigt in Richtung Neutrum.

Je nach Aussprache kann man die gesprochenen Wörter Blog und Block besser oder schlechter unterscheiden. Differenzierende Artikel (hier: der + das) ersparen uns das Rätselraten.

Der Blog wird ohne Zweifel häufiger verwendet. Daraus zu schließen, das Blog wäre endgültig aus dem Rennen, greift zu kurz. Nur weil etwas öfter vorkommt, ist die Alternative nicht zwingend tot. Sprachliche Veränderungsprozesse laufen schon etwas komplexer ab als nach der Formel „Die meisten sagen das jetzt so, darum stimmt es“.

Mein Favorit ist das Blog. Ich korrigiere niemanden ungefragt, der die maskuline Form verwendet, sondern leide im Stillen. Allerdings werden mir Hörner wachsen, falls man mich jemals für die Verwendung von das anpinkeln will.

Erstveröffentlichung unter dem Namen >>Blog-Artikel<< am 12. Januar 2010 auf meiner alten Website „keine kuhhaut“. Für Dauleben überarbeitet und erweitert.